
Katzen vegetarisch & vegan ernähren – Studien, Risiken & Möglichkeiten
Kapitelübersicht
Was bedeutet vegetarisch und vegan?
Vegetarisch bedeutet eine Ernährung ohne Fleisch und Fisch. Eier und Milchprodukte gehören zum Speiseplan. Die vegane Ernährung geht weiter: Sie basiert auf pflanzlichen und anderen nicht-tierischen Lebensmitteln. Personen, die vegan leben, essen keine tierischen Produkte wie Milch, Käse oder Honig. Viele entscheiden sich zudem für lederfreie Kleidung und tierversuchsfreie und vegane Kosmetik. Gründe für eine vegane Ernährung sind vielfältig: Sie schützt Tiere, schont die und kann gesundheitliche Vorteile bieten.
Ist eine vegetarische oder vegane Ernährung für Katzen möglich?
Katzen sind obligate Karnivoren (Fleischfresser). Das bedeutet, dass sie bestimmte Nährstoffe benötigen, die hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommen. Die Bezeichnung „Fleischfresser“ ist irreführend, denn viele dieser Nährstoffe sind auch in Eiern oder Milch enthalten. Daher ist eine vegetarische Ernährung von Katzen leichter umsetzbar als eine vegane.
Eine vegane Ernährung ist anspruchsvoll, da hier alle tierischen Zutaten ersetzt werden müssen. Da Katzen einige pflanzliche Nährstoffe schlechter verwerten können als tierische, ist eine sorgfältige Zusammensetzung des Futters entscheidend. Alle Nährstoffe, die deine Katze braucht, können mittlerweile auch aus pflanzlichen oder synthetischen Quellen gewonnen werden. So kann das vegane Futter den Nährstoffbedarf deiner Katze decken.
Wenn du deine Katze vegetarisch oder vegan ernähren möchtest, setze auf speziell entwickelte Alleinfuttermittel. Diese enthalten alle benötigten Nährstoffe in der richtigen Zusammensetzung. Selbst zusammengestellte Mahlzeiten ohne die richtige Dosierung von Ergänzungen bergen das Risiko von Mangelerscheinungen und sind daher nicht empfehlenswert.
Unverzichtbar: Diese Nährstoffe braucht deine Katze
Taurin
Taurin ist wichtig für das Herz und die Augen deiner Katze. Synthetisches Taurin wird üblicherweise auch herkömmlichem Futter mit Fleisch zugesetzt. Es wird durch eine chemische Reaktion aus einfachen Bausteinen wie Schwefel und Ethanolamin hergestellt. Synthetisches Taurin hat die gleiche Struktur wie natürliches Taurin aus Fleisch. Deine Katze kann es also genauso gut verwerten.L-Carnitin
L-Carnitin unterstützt den Fettabbau und das Herz deiner Katze. Es kommt fast ausschließlich in rotem Fleisch vor und wird wie Taurin auch in herkömmlichem Futter ergänzt. L-Carnitin entsteht durch Fermentation mit speziellen Bakterien oder durch eine chemische Reaktion aus Aminosäuren.Arachidonsäure
Arachidonsäure ist eine wichtige Fettsäure für die Haut, Entzündungsprozesse und das Immunsystem. Deine Katze muss sie über die Nahrung aufnehmen, da ihr Körper sie nicht selbst bilden kann. Hunde hingegen können sie selbst herstellen. Arachidonsäure kommt vor allem in tierischen Fetten wie Geflügel- und Fischöl vor. Vegetarisch ernährte Katzen können sie über Eier aufnehmen. Eine vegane Alternative ist das Öl aus dem Pilz Mortierella alpina.Vitamin A
Vitamin A ist wichtig für die Augen, die Haut und das Immunsystem. Deine Katze kann es nicht aus Pflanzen aufnehmen. Es steckt in Leber, Fischöl und Eigelb und wird auch in herkömmlichem Futter ergänzt. Vitamin A kann aus pflanzlichen Ölen hergestellt werden. Da eine Überdosierung toxisch sein kann, wird es in Futtermitteln genau dosiert.Vitamin D
Vitamin D ist wichtig für starke Knochen und das Immunsystem deiner Katze. Sie kann es nicht – wie wir Menschen – durch Sonnenlicht synthetisieren und muss es über die Nahrung aufnehmen. Es gibt zwei Formen von Vitamin D. Vitamin D₂ stammt meist aus pflanzlichen Quellen, während Vitamin D₃ typischerweise aus Wollfett (Lanolin) oder Fischöl gewonnen wird. Deine Katze kann Vitamin D₃ besser verwerten als Vitamin D₂. Mittlerweile gibt es auch veganes Vitamin D₃, das aus UV-bestrahlten Flechten hergestellt wird.Vitamin B12
Vitamin B12 ist wichtig für die Nerven und den Stoffwechsel deiner Katze. Es ist fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milch enthalten. Für Nahrungsergänzungsmittel wird es durch Fermentation gewonnen. Bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung müssen einige Nährstoffe gezielt ergänzt werden, um die Gesundheit deiner Katze zu gewährleisten. Die meisten dieser Stoffe werden auch herkömmlichen Alleinfuttermitteln mit Fleisch zugesetzt.
Mythos oder Wahrheit: Sind synthetische Zusatzstoffe schlecht?
Gleiche chemische Struktur
Synthetische Nährstoffe sind oft identisch mit ihren natürlichen Pendants. Ihr chemischer Aufbau und ihre Wirkung im Körper sind in vielen Fällen gleich. Beispielsweise ist synthetisches Vitamin C (Ascorbinsäure) biochemisch nicht von natürlichem Vitamin C aus Früchten zu unterscheiden.Hohe Reinheit und Sicherheit
Synthetische Stoffe werden unter kontrollierten Bedingungen hergestellt. Sie sind oft reiner als natürliche Extrakte, die durch Umweltgifte oder Verunreinigungen belastet sein können.Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung
Die synthetische Herstellung hilft dabei, natürliche Ressourcen zu schonen.Wissenschaftlich geprüfte Sicherheit
Sowohl synthetische als auch natürliche Zusatzstoffe müssen strenge Sicherheitsprüfungen bestehen, bevor sie zugelassen werden.
Gutes Futter finden – 4 Punkte auf die du achten musst
Geringer Rohfasergehalt
Der Rohfasergehalt sollte zwischen 1 und 4 % in der Trockenmasse liegen. Deine Katze benötigt nur wenig Ballaststoffe. Ein zu hoher Faseranteil kann die Verdaulichkeit verringern, die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen und zu Verdauungsproblemen führen. Besonders unlösliche Fasern wie Zellulose sind problematisch. Lösliche Fasern wie Inulin oder Flohsamenschalen können hingegen die Darmgesundheit deiner Katze unterstützen. Daher lohnt sich ein Blick auf die Verpackung, um ein gut ausbalanciertes Futter zu wählen.Quelle für Arachidonsäure
Der Hersteller sollte genaue Angaben zum Arachidonsäure-Gehalt machen können. Für Trockenfutter sind mindestens 7 mg pro 100 g empfehlenswert, für Nassfutter mindestens 1,6 mg. Diese Fettsäure ist essenziell für deine Katze, da sie sie nicht selbst herstellen kann.Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA)
Katzen können pflanzliche Omega-3-Fettsäuren nicht gut in die wichtigen Formen EPA und DHA umwandeln. Algenöl aus Schizochytrium ist eine gute Quelle hierfür. Es unterstützt nicht nur eine gesunde Haut, sondern sorgt auch für ein glänzendes, weiches Fell.Detaillierte Angaben zu Nährwerten
Ein guter Hersteller von Katzenfutter sollte mehr Informationen liefern als gesetzlich vorgeschrieben. Wichtig sind genaue Angaben zu essenziellen Nährstoffen, besonders zu Aminosäuren, Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Das Futter sollte gut verdaulich sein und alle wichtigen Nährstoffe in einer verwertbaren Form enthalten.
Katzen fleischfrei füttern – Ist das natürlich & artgerecht?

Vorteile – Gute Gründe für Katzenfutter ohne Fleisch
1. Hilfe bei Unverträglichkeiten und Allergien
2. Jeder Bissen ein gutes Gewissen
Risiken der vegetarischen und veganen Katzenernährung
Nährstoffmangel
Katzen benötigen einige Nährstoffe, die sie normalerweise aus tierischen Zutaten beziehen. Wenn der Bedarf nicht gedeckt ist, können Mangelerscheinungen auftreten. Wichtig sind vor allem Taurin, Arachidonsäure und Vitamin A. Sie können durch pflanzliche oder synthetische Nährstoffe ersetzt werden. Wir empfehlen, das Futter nicht selbst zusammenzustellen, sondern ein hochwertiges Alleinfuttermittel zu wählen.Akzeptanzprobleme
Katzen sind wählerisch, was ihr Futter angeht. Manchmal ist es schwer, sie von einem neuen Futter zu überzeugen. Fleischfreies Katzenfutter riecht anders als Futter mit Fleisch, weshalb deine Katze zu Beginn skeptisch sein könnte. Gib ihr genügend Zeit, das neue Futter zu probieren. Nach dem ersten Bissen wird sie merken, wie lecker Katzenfutter ohne Fleisch sein kann.Harnwegserkrankungen
Katzen haben einen leicht sauren Urin-pH-Wert (ca. 6,0 bis 6,5), da ihre Nahrung als Fleischfresser hauptsächlich aus tierischen Proteinen besteht. Pflanzliche Proteine haben jedoch eine andere Zusammensetzung und neigen dazu, den Urin alkalischer zu machen (höherer pH-Wert). Dies kann das Risiko für Harnwegserkrankungen erhöhen.
Glücklicherweise gibt es Zutaten, die den pH-Wert regulieren und eine Alkalisierung des Urins verhindern. Dazu gehört unter anderem die Aminosäure Methionin. Sie säuert den Urin an und reduziert so das Risiko für Harnwegserkrankungen wie Struvitsteine. Zudem sollten Hersteller darauf achten, das Mineralstoffverhältnis im Futter sorgfältig auszubalancieren. Ein gut zusammengestelltes fleischfreies Alleinfutter birgt also kein erhöhtes Risiko für Harnwegserkrankungen bei deiner Katze.
Geringe Verdaulichkeit
Die meisten Katzen können Futter mit vielen pflanzlichen Bestandteilen schwerer verdauen. Katzen haben eine kurze Darmstruktur, die darauf ausgelegt ist, tierische Nahrung zu verdauen. Pflanzliche Zutaten enthalten oft mehr Ballaststoffe, was die Nährstoffaufnahme erschwert. Zudem sind einige wichtige Aminosäuren in pflanzlichen Quellen nur in geringen Mengen vorhanden. Um die Verdaulichkeit pflanzlicher Futtermittel zu verbessern, gibt es verschiedene Wege. Eine Möglichkeit ist die Verwendung von pflanzlichen Proteinisolaten. Sie haben einen hohen Proteinanteil und es sind wenig unverdauliche Pflanzenbestandteile enthalten. Beispiele sind Erbsen-, Mais- oder Reisproteinisolate. Ein weiterer Ansatz ist die gezielte Ergänzung essenzieller Aminosäuren. Insbesondere werden Taurin und Methionin ergänzt. Ziel ist es, das Aminosäureprofil dem von tierischem Eiweiß anzugleichen. Dank dieser Maßnahmen kann vegetarisches oder veganes Katzenfutter eine hohe Verdaulichkeit erreichen und deine Katze bedarfsgerecht versorgen.
Studien – Das sagt die Wissenschaft zur fleischfreien Fütterung
Eine weltweite Umfrage von 1.369 Katzenhalterinnen und -haltern untersuchte Unterschiede im Gesundheitszustand von vegan und konventionell ernährten Katzen. Dabei wurden unter anderem Tierklinikbesuche, Medikamentengaben und das Auftreten bestimmter Erkrankungen erfasst. Die Auswertung zeigte: Katzen mit veganer Ernährung litten seltener unter Verdauungsproblemen oder Übergewicht, benötigten weniger Medikamente und weniger tierärztliche Behandlung. Zu beachten ist jedoch, dass die Ergebnisse auf Selbstauskünften der Halterinnen und Halter beruhen. Sie stellen somit keine objektiven klinischen Befunde dar. [1]
Eine ähnliche Tendenz zeigte sich in einer kanadischen Studie mit 1.026 Katzen. 187 der Tiere bekamen vegetarisches oder veganes Katzenfutter. Auch hier berichteten die Halterinnen und Halter von weniger Magen-Darm-Problemen und geringeren Leberschäden bei pflanzlich ernährten Katzen. Auch in dieser Untersuchung handelt es sich lediglich um subjektive Einschätzungen. Für eine eindeutige Aussage sind weiterführende Forschungen nötig. [2]
Eine Studie aus dem Jahr 2006 verglich 34 vegetarisch ernährte Katzen mit 52 Katzen, die konventionelles Futter aus Fleisch bekamen. Der Fokus lag auf Krankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes. Das Ergebnis: Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen und somit keine gesundheitlichen Nachteile bei einer vegetarischen Fütterung. [3]
Gibt es Langzeitstudien?
Organisationen wie das NRC (National Research Council) oder die FEDIAF (European Pet Food Industry Federation) dokumentieren diese Bedarfswerte umfassend.
Vegetarisches oder veganes Katzenfutter lässt sich im Labor analysieren. Danach gleicht man die enthaltenen Nährstoffe mit den bekannten Bedarfswerten ab. So lässt sich sicherstellen, dass das Futter alle essenziellen Nährstoffe in der richtigen Menge enthält.
Auch für herkömmliches Katzenfutter gibt es keine Langzeitstudien, welche die ausschließliche Fütterung mit Rind oder Huhn untersuchen. Dennoch gilt es als sicher, weil die Zusammensetzungen analysiert und mit wissenschaftlichen Bedarfswerten verglichen werden. Dasselbe Prinzip gilt für vegetarisches oder veganes Futter: Sind alle notwendigen Nährstoffe enthalten, ist eine Langzeitstudie nicht erforderlich.